Yoga

Prana – Die Lebensenergie

Pranayama

Der Sanskritbegriff Pranayama setzt sich zusammen aus prana (Lebensenergie) und ayama (ausdehnen, verlängern, auch steuern, regeln, kontrollieren).
Prana manifestiert sich im Atem, d. h. die Atmung ist Träger der Lebensenergie. Diese wird mit Praktiken zur Verlängerung der Aus- und Einatmung und zur Ausdehnung unter Einsatz bestimmter Verschlüsse (bandha) auf gewünschte Weise gelenkt und gebündelt. Bandha aktivieren bedeutet, durch Muskelkontraktionen einen Verschluss zu erzeugen, mit dem bestimmte Bereiche des Körpers abgedichtet werden, um flüchtige Energien zu halten oder umzulenken.
Verflochten ist diese Prozedur mit der altindischen Vorstellung, dass jeder Mensch in seinem Leben über eine begrenzte Anzahl von Atemzügen verfügt. Somit wurden und werden Atemverlängerungen und Atemanhalten auch mit Aussicht auf Lebensverlängerung praktiziert. Die Hatha Yoga Texte versprechen in dem Zusammenhang sogar eine verjüngende Wirkung. Jemand mit „langem Atem“ gilt als gelassen und belastbar.
Die Basis, auf der Pranayama aufbaut, ist Asana (Körperhaltung). Das für die Pranayama-Praxis erforderliche lange Sitzen mit gekreuzten Beinen wird durch die Asana-Praxis vorbereitet und wesentlich erleichtert.
Asana und Pranayama gehören zum yogischen Übungsweg (sadhana), der über physische Abläufe Zugang zum psychisch-mentalen Geschehen ermöglicht.
In den Hatha Yoga Texten steht, dass ein ruhiger Atem den Geist besänftigt, und einem ruhigen Geist folgt ein Stillsein des Atems. Pranayama fördert die innere Ruhe und bereitet damit vier weitere meditative Glieder des Ashtanga Yoga vor, womit wir an Patanjalis Eingangssutra anknüpfen können, das Yoga als „chitta vritti nirodha“ definiert, was sich mit „Yoga ist das zur Ruhe kommen sinnlich-mentaler Aktivität“ übersetzen lässt.
Bei den Übungen geht es zunächst darum, sich von Schlacken, also Unreinheiten (mala), zu befreien, welche den Pranafluss blockieren. Das System soll ganzheitlich ins Gleichgewicht gebracht werden. Eine Reduktion von mala fördert nicht nur die Gesundheit und steigert somit das Wohlbefinden, sondern schafft auch Raum für die Aufnahme von mehr Lebensenergie. So wird die Entwicklung innerer Kraft unterstützt.

Asanas

Köperhaltungen

In den Yoga Sutras von Patanjali gibt es eine kurze und prägnante Aussage zu Yoga Asanas:

„Sthiram sukham asanam“

Patanjali

Durch Praxis mit Kraft (Sthira) und Gelassenheit (Sukham) entsteht Harmonie im physischen Körper (Asana).
Daraus lässt sich ersehen, dass in diesem Zusammenhang Yoga Asanas geübt werden, um die Fähigkeit zu erlangen, über einen längeren Zeitraum in einer angenehmen Haltung zu sitzen, was während der Meditation notwendig ist.
Hatha Yogis erkannten, dass sich durch bestimmte Körperhaltungen – Asanas – die Energiebahnen und die psychischen Zentren öffnen. Entwickelt man durch diese Übungen eine Kontrolle über den Körper, dann lassen sich auch Geist und Energie steuern. Yoga Asanas sind Hilfen zu höherer Achtsamkeit und tragen zu einem stabilen Fundament bei, um den Körper, den Atem und den Geist zu entdecken und darüber hinaus zu gehen.
Sie erkannten weiterhin, dass sich durch Körperkontrolle gleichzeitig der Geist beherrschen lässt. Körper und Geist sind keine unabhängigen Einheiten, obwohl es eine Tendenz gibt, dies zu glauben und auch häufig dementsprechend gehandelt wird. Die grobstoffliche Form des Geistes ist der Körper und die feinstoffliche Form ist der Geist. Das Üben von Asanas intergriert und harmonisiert diese beiden Elemente. Sowohl im Körper als auch im Geist bauen sich Spannungen oder Knoten auf. Jeder mentale Knoten hat einen korrespondierenden physischen, muskulären Knoten und umgekehrt.
Das Ziel von Asana ist es, diese Knoten zu durchdringen. Asanas lösen mentale Anspannung, indem man sich ihr auf physischer Ebene widmet.
Eine gute Zusammenstellung von Asanas, verbunden mit Pranayama und Meditation ist eine wirksame Hilfe, Blockaden und Knoten aufzulösen. Man widmet sich ihnen sowohl auf mentaler als auch auf physischer Ebene. Die blockierte Energie wird freigesetzt, der Körper erhält Vitalität und Stärke zurück, der Geist wird leicht, kreativ, heiter und ausgeglichen. Das regelmäßige Üben von Asanas bewahrt den physischen Körper in optimaler Kondition und kann einen kranken Körper gesund machen. Durch das Üben von Asanas wird Energiepotential freigesetzt, was sich durch wachsendes Vertrauen in allen Lebenssituationen zum Ausdruck bringt. Yoga Asanas sind Techniken, durch die der Körper in Haltungen gebracht wird, die die Achtsamkeit, die Entspannung, die Konzentration und Meditation fördert.

Mantras

Bhakti-Yoga

Mantras haben die Funktion, den Geist zu sammeln, das Herz zu öffnen und die innere Balance zu fördern. Der Begriff Mantra setzt sich zusammen aus man (Geist) und tra (Werkzeug). Ein Mantra ist also ein Werkzeug für den Geist, um diesen zu sammeln und zu beruhigen. Der Klang und die Wiederholung können das ewige innere Geschwätz versiegen lassen. In der yogischen Tradition ist man von der Kraft der Worte überzeugt. Wenn Worte bewusst und angemessen benutzt werden, können wir mittels ihrer Bedeutung und auch ihrer Schwingung unsere Welt mit Wohlbefinden und Geistesfrieden füllen.


„lokah samastah sukhino bhavantu“– Mögen alle Welten voll Wohlergehen werden.

Mangala Mantra

Lokah Samastah Sukhino Bhavantu ist ein Mangala Mantra, also ein Mantra des Wohlwollens, ein Glücksmantra, ein Segensmantra. Mangala Mantras, auch Svasti Vachan Mantra genannt, werden typischerweise zum Beginn und Abschluss einer Yogastunde, einer Meditation, eines Satsangs, einer Puja rezitiert. Mit einem Mangala Mantra wünscht man Frieden und Wohlergehen für alle Anwesenden und für alle auf der ganzen Welt.